Kommentar: Graslutscher: Über das durchgeknallte Video vom durchgeknallten Jagdverband

Da es mir irgendwie nicht möglich ist, weder ein Kommentar direkt auf der Website zu erstellen und auch bislang keine befriedigende Erklärung bekommen habe, deshalb hier mein
Kommentar zum Artikel:
Über das durchgeknallte Video vom durchgeknallten Jagdverband

Tja, diese primitive Geisteshaltung beim Deutschen Jagdverband e.V. gegenüber der Philosophie der Tierrechte begegnet mir auch jedes mal wenn es in einer (Foren-)Diskussion um vegan geht. Da geht selbst bei Menschen, die sich sonst als intelligent, aufgeklärt, humanistisch und ökologisch geben, der Rollo runter und es werden alle im Video kolportierten Mottenkistenargumente gegen Vegan und Tierrechte gnadenlos ausgepackt. Ein schönes Beispiel ist der Herr Mühlbauer im eher links orientierten Telepolis, dem man schon eine Veganer-Phobie nachsagen kann. Das zugehörige Forum steht dem aber in nichts nach. Bei genauerer Nachfrage – so überhaupt darauf eingegangen wird – stellt sich meist heraus, dass derjenige nicht mal einen Veganer kennt und von den philosophischen und juristischen Tierrechten überhaupt keine Ahnung hat. Da hilft leider auch kein Verweis auf die Animal Rights FAQ.

Selbst unter “eingefleischten” Veganern stelle ich diesbzgl. immer wieder eine erstaunliche Unkenntnis fest. So auch beim Artikelautor. Eigentlich mit Gary L. Francione schon auf der richtigen Fährte, aber dann doch falsch abgebogen. Einige richtigstellende Hinweise dazu:
1. Francione ist durchaus Tierrechtler, allerdings kein Vertreter des weichgespülten, populistisch-pragmatischen Ansatzes à la PETA, sondern ein Abolitionist (“abolitionist approach”).
2. Tierrechte und vegan ist nicht identisch. Es gibt vegane Nahrungsmittel die tierrechtlich bedenklich sind z.B. Palmöl durch die Zerstörung von Lebensraum von Wildtieren, und nicht-vegane Nahrungsmittel die tierrechtlich unbedenklich sind z.B. Eier von aus Legebatterie befreiten Turbohühnern in eigener “Gnadenhaltung”, denen das massenhafte Eierlegen angezüchtet wurde.
3. Tierrechte sind eine hochphilosophische und hochjuristische Angelegenheit. Ohne zumindest laienhafte Grundkenntnisse in Jura kommt man hier in der Diskussion nicht weit. Wichtig sind hier u.a. das Recht frei vom Eigentum anderer zu sein, die rechtlich-moralische Zurechnungsfähigkeit eines Handelnden und die Frage der Notwendigkeit einer Handlung. Denn dadurch würden sich praktisch alle Pseudo-Argumente gegen Tierrechte in Luft auflösen bzw. allein die Idee dazu wäre schon mit diesem Wissen absurd. Aber es hat eben schon seinen Grund, dass Jura in diesem Land kein Schulfach ist. Bürger die ihre Rechte kennen, braucht keine Staatsmacht. Es ist dann auch keine Frage der Quantität von Leid mehr, wie im Artikel suggeriert wird. Sonst würde man ja auch die Strafverfolgung von (Menschen-)Mördern einstellen, da Mord – zumindest in Deutschland – als Todesursache von Menschen quantitativ unerheblich ist.
Ich empfehle daher dem Autor zwecks qualifizierterer und konstruktiverer Beurteilung von Kritik an Tierrechten das – wenn auch nicht ganz fehlerfreie – Standardwerk von Gary L. Francione “Introduction to Animal Rights: Your Child or the Dog?”, auch wenn – wie in diesem Fall – die Kritik des Jagdverbandes ein kaum noch zu unterbietendes Niveau an Lächerlichkeit erreicht hat.

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